Der Frauenschuh - Orchidee des Jahres 2010

  
Frauenschuh - fotografiert von Christiane Friedrich an der Aufsess; zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken!

 

Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) wurde von den Vorständen der Arbeitskreise Heimischer Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2010 gewählt. MIt dieser Wahl machen die Arbeitskreise auf eine Pflanze aufmerksam, der man die Orchidee auf den ersten Blick ansieht und die deshalb besonders gefährdet ist.

Der Gattungsname Cypripedium leitet sich vom griechischen Wort Kypris ab. Es sit der Name für Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der Liebe. Die griechische Bezeichnung pedion bezieht sich auf die schuhähnliche Form der Blüte. Auch das lateinische Art-Epitheton calceolus weist auf die pantoffel- oder schuhähnliche Form der Blüte hin.

Eine solch auffällige Pflanze wie der Frauenschuh ist unter vielen volkstümlichen Namen bekannt. Während Bezeichnungen wie Venus-, Herrgotts- und Jungfernschuh, Pantoffel- oder Holzschuhblume, Schlumpschuh, Ochsenbeutel, Schlafsack, Schlotterhose oder Jungfernschön eher als Anspielung auf die eigenartige Blüte zu sehen sind, beziehen sich NAmen wie Kuckucksblume, Maienschellen, Marien- oder Pfingstblume auf die Blütezeit. In Franken, wo man den Menschen wenig poetisches Empfinden für solche schöne Blumen nachsagt und ihnen eine Vergleichsmöglichkeit mit diesem näher liegt, nennt man den Frauenschuh auch Säusack.

Besondere Schönheit

Der Frauenschuh gehört ohne Zweifel zu den attraktivsten Blütenpflanzen der Fränkischen Schweiz. Kaum eine andere Pflanze bringt eine Blüte von derart auffälliger Schönheit hervor. Als Orchidee ohnehin von besonderem Reiz, hat der Frauenschuh schon immer Naturliebhaber begeistert und in seinen Bann gezogen. Man sieht ihm die Orchidee sozusagen auf den ersten Blick an. Leider ist diese schöne Pflanze in den Kalkgebieten der Fränkischen Schweiz selten geworden. Ihr Verschwinden an vielen ehemaligen, sowie der starke Rückgang an den noch aktuellen Wuchsorten in den letzten Jahrzehten, zeigen viele Ursachen. Die Kenntnis darüber ist wichtig für die Gestaltung von Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen, an deren Erfolg jedem Naturfreund gelegen sein sollte. Allerdings hat man heute nicht mehr allzu häufig Gelegenheit, dem Frauenschuh in der Natur zu begegnen.

Besondere Gefährdung

Ehe der Naturschutz sich seiner annham wurden die prachtvollen Blüten gedankenlos gepflückt und was für den Fortbestand der Art noch viel schlimmer ist, es wurden auch seine Wurzelstöcke ausgegraben. Obwohl heute so gut wie allgemein bekannt ist, dass der Frauenschuh zu den schutzbedürftigsten unserer Orchideen gehört, wird ihm trotzdem immer noch nachgestellt. Gelegentlich werden sogar einzelne Horste von Orchideenfreunden mit festen Holzgittern umgeben, um sie so besser vor Nachstellungen von "Spatenbotanikern" zu schützen. Deshalb wurden auch die Standorte geheim gehalten, um die Gefahr des Ausgrabens möglichst gering zu  halten. Tatsächlich war das bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts eine nicht zu unterschätzende Gefahr für den Frauenschuh in der Fränkischen Schweiz.

Selbst der "Fototourismus" fordert an den Restbeständen seinen Tribut, indem der Boden durch häufige Besuche  verdichtet wird und somit als Wuchsort für neue Pflanzen ausscheidet. So findet man heute im Gebiet der Wiesentalb nur noch wenige Standorte der wohl bekanntesten heimischen Orchidee, so zum Beispiel um Obertrubach oder um Gößweinstein. Völlig anders hingegen zeigt sich die Situation auf der Betzensteiner Kuppenalb, dort kommt der Frauenschuh noch recht häufig vor, teilweise in Populationen von mehreren tausend Exemplaren.

Besonderer Schutz

Zweifellos ist die Blüte der Teil der Pflanze, der sie in seiner prächtigen, von der Form anderer heimischer Orchideenblüten abweichenden Gestalt so auffällig, aber leider auch so begehrenswert macht. Wie kaum eine Blüte anderer heimischer Orchideen wird sie auch von weniger informierten Naturfreunden sofort als Orchidee erkannt.
Der Frauenschuh ist die einzige im Bearbeitungsgebiet vorkommende Orchdieenart, die als "prioritäre" Art in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie aufgeführt wird und somit unter dem besonderen Schutz der Europäischen Union steht.

 (aus: Die Fränkische Schweiz - 1 / 2010
Zeitschrift für Mitglieder und Freunde des Fränkischen Schweiz Vereins e. V.
Autor: Adolf Riechelmann)

Anmerkung:

In der näheren Umgebung von Engelhardsberg gibt es noch einige wenige Bestände von Frauenschuhen. So kann man sie zwischen Engelhardsberg und der Riesenburg, sowohl entlang der Aufsess zwischen Doos und der Kuchenmühle entdecken.  Genauere Angaben zur Lokalisation wollen wir wegen der starken Gefährdung der Pflanzen nicht machen.